Kjøllefjord 2015

Anreise / 1.Tag

Nachdem wir den neuen Sprinter mit Tonnen von Lebensmitteln, Bier und auch Angelrödel beladen hatten, ging es planmäßig heute Morgen auf große Fahrt. Die Fährüberfahrt nach Trelleborg war in Erwartung der kommenden 2500 km nochmals entspannend. Mit vielen Pausen u. a. am Polarkreis in Rovaniemi sowie einer großen Grillpause im Beisein von Millionen Mücken in Finnland, kamen wir nach langen 46 Stunden hundemüde am Kjöllefjord an. Übrigens hatten wir diesmal am Zoll Glück. Ich hatte extra einen abgelegenen Übergang gewählt, welcher in der Nacht in der Regel nicht besetzt ist.

Nachdem wir von Jonny dem Anlagenguide in Boote und andere Spielregeln eingewiesen wurden, packten wir die Tonnage in unser Domizil. Schnell die Ruten zusammengebaut und schon ging es aufs Meer. Klar wussten wir nicht viel vom neuen Revier, waren aber trotzdem bis in die Stiefelspitzen hoch motiviert. Das Wetter spielte mit und somit lag es an uns, den Fisch zu finden. Schnell waren ein paar Dorsche eingestippt und auch einige Seewölfe landeten in den Kisten. Uns viel auf, dass dieses Gebiet anders als unsere vorherigen, wenige bis keine Tiefenkanten aufweist, sondern vielmehr flach und gleichmäßig abfällt. Hier trotzdem Fisch zu finden wird die große Herausforderung für die nächsten Tage an uns sein… und wir nehmen sie an. So konnte Dennis bei der 2. Drift gleich einen Butt von 98 cm landen. Na wenn das kein Start ist. Nachdem Sonne auch noch einen Mini-Heili an die Luft holte waren wir fürs Erste zufrieden und in Bezug auf die kommenden Tage ziemlich zuversichtlich. Nach zwei bis zwölf Schlafgetränken fielen wir ausgebrannt und hundemüde in unsere Betten.

2.Tag

Nach einer für mein Empfinden viel zu kurzen Nacht und einem deftigen Frühstück ging es am frühen Vormittag in die Fischgründe. Wieder hatten wir anfänglich mit dem für uns unbekanntem und unstrukturiertem Revier zu kämpfen. Stück für Stück erkämpften wir uns Dorsch um Dorsch und vor allem Steinbeißer, welche hier reichlich vorkommen. Später hatte ich dann auch noch Glück und fischte mir mein Geburtstagsgeschenk selbst. Leider war der Heili mit ca. 60 cm zu klein und wurde selbstredend wieder gewässert. Zum Ende des Trips ging dem Wind leider die Puste aus, so dass wir keinerlei Drift hatten. Da somit unsere Chancen auf Fisch gleich null waren, beschlossen wir den Turn zu beenden und uns dem Grill zu widmen, schließlich stand ja noch eine kleine Geburtstagsfeier aus…

3.Tag

Schon beim Blick vom Frühstückstisch auf den spiegelglatten Fjord wurde uns klar, dieses Wetter ist bestimmt gut für einen Strandtag, aber gewiss nicht zum Fischen. Aber was soll es wir sind ja nicht zum Jammern hier. Da diese Bedingungen eine Fahrt auf die weiter entfernteren Fangplätze zuließ, machten wir uns auf den Weg zum Raudnakkgrunnen. Nach rund 50 Bootsminuten erreichten wir das uns heiß empfohlene Plateau. Wie erwartet bewegten sich die Boote keinen Meter von der Stelle, und wir mussten den Fisch mühsam suchen. Hin und wieder kam ein Dorsch über Bord, kleinere Schellfische und Pfui-Lumbs waren auch von der Partie. So sehr wir uns bemühten, der große Zug sollte es nicht werden. Die halbstarken Köhler, welche sich sonst auf solchen Plateaus tummeln und für gewaltigen Geleitschutz sorgen, waren hier und heute leider nicht da. Irgendwie enttäuscht und mit der Hausaufgabe die Seekarten genauer zu studieren, zogen wir vom Acker. Vielleicht gibt uns ja Jonny noch einen heißen Tipp…?

4.Tag

Nachdem wir beim abendlichen Wettercheck erschreckend festgestellt haben, dass sich das Wetter über Nacht drastisch verschlechtern soll, setzten wir unsere heutige Ausfahrt auf die frühen Morgenstunden an. So ist das Wetter halt in Norwegen, ganz besonders hier im Norden. Hatten wir gestern noch 17°C und Wind 0 m/s, so sind es heute 7°C mit Wind von 6 m/s später auf 8 m/s auffrischend. So haben wir uns also um 6.00 Uhr ohne ein konkretes Ziel auf den Weg gemacht. Da es im Fjord zurzeit kaum Fisch gibt, mussten wir offshore raus. Wie erwartet ging der Tanz beim Verlassen des Fjordausganges los. Trotz eisigem Wind und Salzwasserduschen kamen wir bis zur nächsten Fjordspitze, um dort mit schwererem Gerät zu fischen. Hin und wieder kamen ein paar brauchbare Dorsche meistens aber halbstarke Dorsche, Schellfische und Köhler aus dem kochenden Meer. Der Wind legte zu und unsere Baits waren nicht mehr zu halten. Da wir keine Lust auf Plumsangelei mit 500 gr. Pilker hatten und es auch noch anfing zu regnen, beschlossen wir abzubrechen.

Da der Wettergott morgen noch eine Schippe drauf packt, werden wir wohl eine Zwangspause nehmen müssen und uns den Essens- und Getränkevorräten widmen. Nicht schön aber das Wetter kann man halt nicht mitbuchen…

5.Tag

Leider hat der Wettergott nicht gelogen, es regnet und wir haben Wind bis zu 9 m/s, so dass Jonny die rote Fahne rausgehangen hat. Das heißt für uns Stubenhocken. Wir essen, trinken, schlafen, essen, trinken und… Die Wettervorhersage für morgen ist   Odin sein Dank wieder zuversichtlich. Na dann Prost…

6.Tag

Jawohl die Sonne scheint und der Fjord liegt glatt - nix wie raus. Auf Grund der angesagten 3-4 m/s fuhren wir nochmals in das Gebiet um den Raudnakkgrunnen. Schnell waren die Dorsche gefunden und der Fun konnte beginnen. Da die Kumpels in Tiefen von 38-55 Metern schwammen, konnten wir entspannt mit 80-120 Gramm Gummis fischen und die Fische bedenkenlos releasen. Als dann der Wind auf 1 m/s abflaute, hatte jeder von uns seine Kiste voll und versuchte noch irgendwie dem Lieblingsfisch, natürlich dem Butt nachzustellen. Leider wollte das nicht klappen. Trotzdem waren wir absolut zufrieden mit dem Turn, hatten wir doch schließlich die größeren Dorsch-schwärme gefunden. Da wir morgen dieselben Wetterbedingungen bekommen sollen, wollen wir uns mal an die weiter entfernteren Hotspots wagen. Für heute steht noch ein deftiger Grillabend an…Prost  

7.Tag

Wie gestern bereits angekündigt fuhren wir heute auf einen 24 km entfernten Hotspot vor die Spitze vom Laksefjord und Porsangerfjord. Hier kamen in den letzten Tagen immer wieder Fangmeldungen von Heilbutts, ein Tag wurden sogar 7 Butts von einer 4-köpfigen Crew gefangen. Also schnell noch Köderfische vor der Fischfabrik eingestippt und raus. Da die See fast wie ein Spiegel lag, war der Spot in 45 Bootsminuten erreicht. Anfangs fingen wir Dorsche, Steinbeißer und Lumb. Ich setzte von Anfang an konsequent auf Gummi, die anderen Jungs fischten mit Dead Bait oder Schleppsystemen – schließlich war ja Butt angesagt. Als erster konnte Micha einen kleinen Flachmann von ca. 30 cm landen. Kurz darauf parierte Dennis einen zaghaften Biss und landete einen schönen Heili von 154cm. Kaum hatte er neu beködert, lief die Rute erneut, und er pumpte seinen zweiten Butt von 90 cm an die Oberfläche. Schnell begriffen wir, dass hier noch mehr geht. Konzentriert fischten wir die Tiefen von 29-40 Meter flächig ab. Nun ging es auf unserem Boot los. Zuerst konnte ein Butt von 90 cm meinem Cutbait nicht widerstehen, dann legte Sonne mit einem 80 cm Heili nach. Kaum 10 Minuten später war meine Rute erneut krumm und ein Butt mit ca. 100 cm kam an die Oberfläche. Als er dann zur zweiten Flucht abtauchte, ist er leider ausgeschlitzt. Lange Zeit zum Trauern hatte ich jedoch nicht, hatte ich mir doch erneut eine Riesenscholle eingetreten. Diesen Heili von 110 cm konnten wir dann super landen. Über Funk kam von Boot 2 der Bericht, dass Torsten und Dennis noch jeder zwei Butt-Attacken hatten.  Was für ein Revier! Was für ein Tag! Wir hatten innerhalb von 4 Stunden in einem Gebiet von vielleicht 70 Hektar insgesamt 7 Heilbutts gehakt. Das zeigt wieder einmal, dass dieser Fisch gemeinsam, ja vielleicht sogar im Schwarm auf die Jagd geht, und dass die Platzauswahl sehr wichtig ist. Zufrieden und überglücklich fuhren wir in den Hafen, um unseren Erfolg zu feiern.

8.Tag

Leider hat der Wind über Nacht stark zugelegt und bläst mit 9-10 m/s aus NW direkt in den Fjord. Bei solchen Bedingungen können wir nur aus dem Fenster zuschauen, wie ein Schweinswal mit seinem Jungen direkt im Hafenbecken jagt. Wiedermal zeigt uns der Wettergott, wer das Sagen hat und beschert uns den zweiten Ausfalltag der Tour. Nun können wir nur noch auf den morgigen, unseren letzten Tag hoffen…

9.Tag

Beim Blick aus dem Fenster heute Morgen gab es gleich zwei Überraschungen. Zum einen sonnte sich ein 3-4 Meter langer schneeweißer Belugawal in unserem Fjord und zum anderen hatte der Wind stark abgenommen, so dass einer letzten Ausfahrt nix im Wege stand. Schnell gefrühstückt und dann nichts wie raus. Auf dem Weg noch schnell ein paar Köhler für die Systeme eingestippt und dann raus in unser Buttrevier. Wir versuchten es zuerst wie vorgestern in 29-40 Metern. Die Drift war jedoch relativ hart, so dass wir schnell auf Tiefe kamen. Bei ca. 65m hatte ich den ersten Kontakt auf meinen Big Shad und konnte auch gleich einen halbstarken Heili pumpen. Mit seinen 81 cm konnte er nach dem Fotoshooting natürlich wieder weiter schwimmen. Wahnsinn dieses Revier – wir waren 10 Minuten hier und schon der erste Butt. Und es ging weiter… und zwar auf Boot 2. Hier hatte Micha wieder mal Glück und fing eine Platte von 90 cm. Bei mir hatten sich zu diesem Zeitpunkt etliche Dorsche und ein Steinbeißer in meinen Softbait verliebt. Nachdem Sonne vom Schleppsystem ebenfalls auf Gummi wechselte, krachte es auch bei ihm. Nach einem Superdrill mit der Heavy-Spinnrute lag der für diesen Tag größte Butt im Boot – 138 cm. Man sagt ja, wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Da der Wind auch wieder auffrischte und wir noch 25 km bis zum Hafen hatten, beschlossen wir die letzte Ausfahrt von dieser Tour zu beenden. Am Abend haben wir dann unsere traditionelle Abschlussparty genossen – hatten ja allen Grund dafür. Schließlich hatten wir noch nie zuvor so viel Butts in einer Tour gefangen. Hier hat wohl der Einäugige dieses Jahr besonders auf uns geschaut. Schnell war für uns klar – hierher kommen wir wieder!!!

Morgen geht es nun leider wieder ins heiße Deutschland. Mit Wehmut werden wir die weite Heimreise antreten.

Zum Abschluss nochmals ein großes Dankeschön an Jonny der sich hier vor Ort hervorragend gekümmert hat, so dass es uns an nichts fehlte.